Final Cut Pro X in Produktion und Schulung
Final Cut Pro X in Produktion und Schulung
Als Videoproduktionshaus arbeiten wir seit vielen Jahren mit Final Cut Pro. FCP ist dabei meistens unser primäres Schnittwerkzeug in der Postproduktion. Ausserdem sind wir sehr aktiv in der Schulung von allen Aspekten der Videoproduktion. Wir schulen Online-Redaktionen, coachen PR- und Marketingabteilungen und schulen zunehmend auch Quereinsteiger und Filmer mit persönlichen Interessen.
Wir schulen ausschließlich Prozesse und Werkzeuge, die wir auch im Produktionsalltag einsetzen. So können wir unsere Kurse praxisnah gestalten und erprobte Lösungen zu den Herausforderungen des Filmemachens bieten.
Als Apple im Juli 2011 Final Cut Pro X vorstellte haben wir uns recht schnell daran gemacht, herauszufinden, ob und wie uns die neue Schnittsoftware weiterhilft. Natürlich haben wir auch die negativen Stimmen eines großen Teils der FCP-Community wahrgenommen. Für uns entscheidend war jedoch, ob uns das neue Werkzeug produktiver, kreativer, effizienter oder sonst irgendwie leistungsfähiger machen konnte. Und das konnten wir nur herausfinden, indem wir echte Kundenprojekte damit produzierten. Wir haben innerhalb weniger Tage ein paar Testläufe gemacht und dann zuerst kleinere Projekte in Final Cut Pro X realisiert. Nach zwei Wochen haben wir uns entschieden, ein größeres anstehendes Projekt mit 10 Folgen und einem engen Zeitrahmen damit zu realisieren. Im folgenden will ich schildern, warum wir uns so schnell auf eine 1.0 Version eines komplett neu gestalteten Werkzeugs eingelassen haben.
1. Sichten und Ordnen
Der erste Schritt nach dem Dreh ist das Sichten des Materials und der Versuch, die gesammelten Szenen so zu strukturieren, dass wir beim Schnitt schnell das gesuchte Auffinden. Optimaler Weise sehe ich bei jeder Schnittentscheidung nur Clips, die in diesem Augenblick für die Story relevant sind.
Auch in früheren Final Cut Versionen oder in Premiere konnte man Clips strukturieren. Aber die Software hat einem das nicht gerade leicht gemacht. Im Gegenteil. Oft entsteht die Struktur erst im Laufe der Zeit und nimmt gegen Ende zu einen ganz anderen Lauf als den ursprünglich geplanten. Ordner helfen einem da nicht immer weiter. Auch Subclips sind keine elegante Lösung. In der Praxis hat das oft dazu geführt, dass man das Ordnen etwas stiefmütterlich gehandhabt hat und einen Teil davon in der Timeline erledigt hat. Das hatte mehrere Nachteile. Unter anderem entstanden so keine wiederverwertbaren Erkenntnisse und Strukturen.
Ganz anders in Final Cut Pro X. Mit einem einzigen Tastaturanschlag kann ich Clips oder Teile daraus nach Kategorien ordnen. Wie mit einer Machete lassen sich so größte Clipmengen in kleine, handliche Päckchen zerschlagen. Allein dieser Prozess hilft, das Material besser zu verstehen. Am Ende des Prozesses ist es dann tatsächlich so, dass ich mich bei jeder Schnittentscheidung nur mit einer kleinen Anzahl von relevanten Clips beschäftigen muss.
Damit sind wir schon beim Hauptvorteil von Final Cut Pro X: die Software hilft mir beim Verstehen und Gestalten meiner Geschichte. Die Story entsteht so schneller, und sie wird wahrscheinlich besser. Was kann man mehr erwarten als schneller und besser?
2. Den Rohschnitt erstellen
Nachdem ich mich ausreichend mit dem Material beschäftigt habe, beginne ich mit dem Rohschnitt. Auch das geht nun deutlich schneller, nachdem das Material hinreichend bekannt und gut strukturiert ist. Mit nur einem Tastenkürzel (e) reihen sich alle grob selektieren Einstellungen aneinander. Umordnen per drag and drop ist viel flexibler als bei den Vorgängerversionen.
3. Feinschnitt
Feines arbeiten im Browser ist schwierig, aber das war auch früher im Viewer nicht besser. Deshalb hat man dieses zweite Schnitt-Fenster konsequenter Weise in der neuen Version gleich weggelassen. Umso einfacher geht das nun in der Timeline. Die Schnittwerkzeug-Auswahl wurde vereinfacht, genaues Trimmen ist hier mindestens so gut möglich wie in den Vorgängerversionen. Vor allem, wenn die Timeline etwas komplexer wird, wird das Konzept der Handlungsstränge praktisch. Allerdings ist hier erstmal ein konzeptionelles Umdenken nötig.
4. Finishing – der letzte Schliff
Der letzte Schritt im Produktionsprozess ist im neuen Final Cut Pro X einerseits sehr facettenreich geworden. Man kann schnell mal eine recht polierte Version einer Schnittversion ausspielen. Und das ist im Produktionsalltag regelmäßig gefordert. Andererseits gibt es hier auch noch die meisten Probleme. Die Farbkorrektur funktioniert recht gut mit neuem Konzept, allerdings fehlen viele der gewohnten Parameter und Filter. Dritthersteller füllen diese Lücken nun langsam. Typografie ist jetzt wesentlich leichter in Bewegung zu bringen, insbesondere durch das Zusammenspiel mit Motion. Wir können jetzt kundenspezifische CI-Elemente aus Motion direkt in Final Cut Pro X modifizieren. Das ist für uns von unschätzbarem Wert. Die Hardwarebelastung wird beim Finishing teilweise sehr hoch – oft zu hoch für ein flüssiges Arbeiten. Etwas ältere Hardware kommt hier teilweise nicht mehr mit. Auf neuester Hardware haben wir allerdings kaum Probleme, auch nicht auf einem Macbook Air.
Bisher konnten wir bei allen aufgetretenen Problemen Lösungen oder work-arounds finden. Letztendlich gleichen insbesondere die Vorteile der Medienverwaltung die Kinderkrankheiten der frühen Version mehr als aus.
5. FCP X in der Schulung
Für die Schulungen bedeutet das neue Bedienkonzept, dass wir schneller zum intuitivem Arbeiten kommen. Es gilt, eine Geschichte zu erzählen. Die Technik sollte dabei soweit es geht in den Hintergrund rücken. FCP X ist einfacher in der Bedienung als die Vorgängerversionen. Manche sehen das als Rückschritt oder bezeichnen die Einfachheit als nicht professionell. Diese Einstellung teile ich nicht. Meine Aufgabe als Filmemacher ist es, Geschichten zu erzählen, und nicht geschickt mit komplizierten Werkzeugen zu hantieren. Das Ergebnis zählt. Und je intuitiver ein Werkzeug zu bedienen ist, umso besser kann ich mich auf meine Story konzentrieren. Je schneller der Rohschnitt geht, desto mehr Zeit habe ich für das Finishing. Einfacher heißt in diesem Zusammenhang auch noch nicht trivial. Schließlich ist der Filmschnitt immer noch kompliziert genug. Die Anmeldungen zu unseren Final Cut Pro X Schulungen zeigen auch deutlich, welche Zielgruppen sich angesprochen fühlen: Mitarbeiter aus PR-, Marketing- und Personal-Abteilungen, die intern Videokompetenz für die Unternehmenskommunikation aufbauen; Fotografen und Journalisten, für die Bewegtbilder ein immer wichtigerer Teil ihres Berufsbildes werden; Menschen, die das Medium Video für die Kommunikation ihrer Interessen einsetzen – vom Hobby-Filmer bis zum Unternehmensgründer.
Fazit
Final Cut Pro X ist zu einem wichtigen Teil unseres Werkzeugkastens beim Filmemachen geworden. Es ist nicht perfekt, aber es hat uns bisher auch nicht im Stich gelassen.
Oliver Wanke – acpp GmbH
blog.acpp.de
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