6 Tipps um Video-Projekte in der Unternehmenskommunikation schneller und effizienter umzusetzen
Videoprojekte sind zeitaufwändig. Oft dauert die Umsetzung länger als geplant. Vor allem dann, wenn die Videoproduktion nicht hauptberuflich ausgeübt wird. Diese Tips sind gerichtet an Mitarbeiter in der Unternehmenskommunikation, die neben ihren vielen anderen Tätigkeiten zunehmend auch für die Produktion oder Koordinierung von Videoproduktionen zuständig sind. Viele dieser Tips sind auch bei anderen Arten von Videoproduktionen relevant.
Konzeption und Planung
Zugegeben – aufwendige Produktionen sind oft spannender als einfachere. Doch gibt es dafür wirklich die Ressourcen im Sinne von Budget, Zeit, Personal, Kenntnissen und Equipment? In den meisten Fällen lohnt es sich, interne Produktionen einfach zu halten. Ein klarer Plan mit einer limitierten Anzahl von Themen, Drehorten und Personen reduziert nicht nur die Drehzeit, sondern auch die Zeit, die für den Schnitt und alle Aspekte der Postproduktion benötigt werden.
Eine typische Produktion für die Unternehmenskommunikation könnte so aussehen:
- Interview – Statement: 1-2 Stunden mit Auf- und Abbau
- Sammeln von Schnittbildern, Szenen, Branding-Shots, schnelle Aufnahmen von Produkten, Produktionsstätten, Prozessen etc: etwa 1-2 Stunden pro Location.
Die Zeitangaben sind eine sehr grobe Schätzung und abhängig von der angestrebten Perfektion. Wenn kompliziertes Licht gesetzt werden muss, dauert jede einzelne Einstellung entsprechend länger. Auch hier gilt: wenn die Ressourcen knapp sind, dann sollte man es einfach halten. Zum Beispiel durch die gezielte Auswahl von Drehorten, an denen man ohne großen Aufwand ein gutes Bild bekommt.
Lichtsetzung
Die Lichtsetzung ist für ein professionelles Bildergebnis entscheidend. Doch während bei TV- und Spielfilm-Produktionen Lastwägen voller Lichttechnik und entsprechend erfahrene Lichtsetzer zur Verfügung stehen, muss die übliche interne Produktion mit wesentlich weniger auskommen. Umso wichtiger, dass diese Lichttechnik die richtige ist für schnelles arbeiten. In unseren workshops zeigen wir, wie man durch die richtige Auswahl der Drehorte bei Innenaufnahmen mit einer einzigen großflächigen weichen Lichtquelle in wenigen Minuten ein professionelles Ergebnis erzielt. Bei dieser Technik nutzt man für die Lichtstimmung weitestgehend die vorherrschende Lichtsituation. Die weiche Lichtquelle dient im Bildvordergrund als sanfter Aufheller für den Protagonisten.
Videoformate – standardisierte Kameraeinstellungen
Die Videonachbereitung ist auch ohne größere Probleme zeitaufwendig genug. Wenn zusätzlich technische Probleme auftreten, potenziert sich der Zeitaufwand schnell auf ein vielfaches. Es lohnt sich deshalb, vermeidbare Probleme auszuschliessen. Problemverursacher Nummer Eins sind nicht auf die Produktion abgestimmte Videoformate und Kameraeinstellungen. Achten Sie bei der Verwendung mehrerer Kameras auf gleiche Auflösung und insbesondere gleiche Bildraten (zB. 720p25, 720p50 oder 1080p25). Auch wenn moderne Schnittprogramme mittlerweile versprechen, gut mit unterschiedlichen Bildraten umzugehen, sind sie dennoch oft ein Grund für Probleme im weiteren Produktionsprozess.
Planung und Workflow
Je besser die Planung, Produktion und Postproduktion zusammenspielen, desto schneller ist die Produktion abgeschlossen. Und desto kalkulierbarer ist die Qualität des Ergebnisses. Beim Schnitt werden mögliche Probleme in der Planung oder bei den Drehs besonders offensichtlich. Auch wenn sich ein gewisses Maß an Improvisationsbedarf nie ausschließen lässt, sorgt ein guter Plan für einen reibungslosen Ablauf.
Ein Beispiel eines schnellen Produktionsprozesses mit gutem Plan
Das Konzept listet drei wichtige Punkte auf, die mit dem Film vermittelt werden sollen. Bei den Aufnahmen der Interview – Statements wird zielgerichtet auf eine gute Präsentation dieser drei Punkte hingearbeitet. Im Schnitt wissen wir dann genau, wo wir hinwollen. Der Plan leitet uns, und wir finden in den Aufnahmen sofort was wir brauchen. Der Filmschnitt ist in wenigen Stunden beendet.
Ein Beispiel einer nicht so zielgerichteten Produktion:
Es gibt keinen Plan, oder wir wollen oder können ihn nicht verwenden. Bei den Aufnahmen nehmen wir zwei Stunden freies Interview-Material auf. Für die Schnittbilder nehmen wir alles auf, was uns vor die Linse kommt. Beim Schnitt verwenden wir dann viele Stunden mit der Sichtung des Materials. Wir müssen herausfinden, was wir da haben und müssen uns dann überlegen, wie wir daraus einen Film machen können. Ob wir die ursprünglich gewünschten Aussagen vermitteln können, ist ungewiss. Der größte Teil der konzeptionellen und redaktionellen Leistung muss nun durch den Schnitt erfolgen. Diese Art zu arbeiten bietet sich vielleicht an bei bestimmten Arten des Dokumentarfilms. In den meisten anderen Fällen ist dafür der Zeitaufwand viel zu hoch und das Ergebnis zu unbestimmt.
Wenn Videoproduktionen nicht im Sande versacken sollen, müssen sie zielgerichtet geplant werden.
Einsatz der passenden Tools
Von Zeit zu Zeit lohnt es sich zu überlegen, ob für eine bestimmte Aufgabe die richtigen Tools eingesetzt werden. Irgendwie geht es immer, aber läuft der Prozess auch schnell und reibungsfrei? Verbringt man mehr Zeit damit, mit den Unzulänglichkeiten eines Systems umzugehen als mit dem eigentlichen Prozess? Ist das Equipment total veraltet (z.B. Kassetten-basierte Kamera)? Treten immer wieder die selben Probleme auf (z.B. schlechter Ton)? Consumer-Schnittprogramme sind zwar beim Einstieg leicht zu beherrschen, sie sind aber auch sehr unflexibel. Mit Schnittsystemen wie Premiere Pro, Final Cut Pro, Sony Vegas und Avid erreicht man professionelle Ergebnisse schneller und besser.
Automatisierung
In den Bereich der Tools fällt auch die Frage, welche Prozesse sich automatisieren lassen. Ein Beispiel dafür ist die Ausspielung der Videos für Preview, Abnahme, Finale Master und z.B. diverse Lieferformate. Das Ausspielen mehrere Formate in Abfolge kann schnell eine substantielle Zeit in Anspruch nehmen. Eine Automatisierung führt, einmal angestoßen, diese Arbeiten selbständig und ohne weitere Interaktionen aus. Die Werkzeuge beziehungsweise der Ansatz dazu variieren mit der Wahl der Tools und Betriebssysteme.
Fazit
Ein Unternehmen kann eine hochfrequente Bewegtbild-Strategie nur dann im Rahmen der im Allgemeinen begrenzten Mittel erfolgreich ausführen, wenn Sie schnell und zielgerichtet produziert werden können. Effizienz in den Koordinations- und Produktionsprozessen ist der Schlüssel dazu.
über den Autor
Oliver Wanke berät und coached Unternehmen bei der Implementierung von Bewegtbild-Strategien in der Unternehmenskommunikation. Er ist Produzent und Inhaber des Videoproduktionshauses acpp GmbH und doziert zu Themen rund um die Videoproduktion an einer Reihe von Schulungseinrichtungen und Hochschulen.
www.acpp.de, oliver.wanke@acpp.de